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Großbritanniens neuer Premierminister Zehn Dinge, die Sie über Keir Starmer wissen sollten

Keir Starmer löst Rishi Sunak ab. Wo steht er politisch? Wie hat ihn seine Herkunft geprägt? Und was ist sein Lieblingsfußballklub? Die wichtigsten Fakten über den Labour-Politiker.
Keir Starmer: Mit ihm soll der Wandel beginnen

Keir Starmer: Mit ihm soll der Wandel beginnen

Foto: Phil Noble / REUTERS

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Großbritannien hat einen neuen Premierminister – wieder einmal. Keir Starmer ist nun offiziell Regierungschef, der fünfte seit 2019. Anders als seine sechs Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt gehört Starmer der Labourpartei an und nicht den Konservativen.

Wer ist der Mann, der nun die britische Regierung führt? Hier sind zehn Fakten über Keir Starmer.

1. Es heißt »Kier«

Starmers Vorname wird »Kier« ausgesprochen. Ob seine Eltern, selbst überzeugte Unterstützer der Labourpartei, ihn absichtlich nach deren Gründer Keir Hardie benannten, ist nicht gesichert. Mit seinem Vornamen freundete sich Starmer erst als Erwachsener an. Es sei einer dieser Namen, die man als Kind hasse, aber später zu schätzen wissen, sagte er einst.

2. Starmer ist Arbeiterkind

Starmer ist eines von vier Kindern und der erste Universitätsabsolvent seiner Familie. Seine Herkunft aus einem Arbeiterhaushalt mit wenig Geld hat Starmer im Wahlkampf mehrfach betont. Er war ein exzellenter Schüler, spielte Flöte und Fußball – und wurde von seinen Geschwistern »Superboy« genannt, weil er immer der Beste sein wollte. Mit 16 schloss er sich der Jugendorganisation der Labourpartei an.

Seine Eltern, ein Werkzeugbauer und eine Krankenschwester, verbrachten ihre Zeit mit der Rettung von Eseln, nachdem die Kinder erwachsen geworden waren. »Jedes Mal, wenn einer von uns das Haus verließ, haben sie uns durch einen Esel ersetzt«, sagte Starmer dem »Guardian«  2008 über seine Geschwister.

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3. Politischer Spätstarter

Seine politische Karriere begann Starmer erst in seinen Fünfzigern. Vorher arbeitete er als Anwalt und zeigte sich hier unideologisch . Mal vertrat er Friedens- und Umweltaktivisten, mal Soldaten, mal Terrorverdächtige. Anfang der Neunzigerjahre, als Nordirland noch in Gewalt versank, wütete, prangerte er die unmenschliche Behandlung irisch-republikanischer Gefangener an. Am Ende desselben Jahrzehnts wurde er Menschenrechtsberater der umstrittenen nordirischen Polizei.

2008 wechselte er an die Spitze der obersten Strafverfolgungsbehörde in England und Wales. Starmer, der zuvor auch einfache Briten gegen eine übergriffige Staatsgewalt verteidigt hatte, verkörperte nun einen Teil dieser Staatsgewalt. Kurz nach Ende seiner Amtszeit 2013 wechselte er in die Politik, wurde im Dezember 2014 als Labour-Kandidat für den Wahlkreis Holborn und St. Pancras ausgewählt.

4. Arsenal ist sein Verein

Starmer ist fußballbegeistert. Nach eigenen Angaben begann er mit zehn Jahren Fußball zu spielen. Auch im Wahlkampf zeigte er sich immer wieder auf dem Rasen. Sein Lieblingsverein ist der FC Arsenal. Der Londoner Klub verpasste in der vergangenen Saison knapp die Meisterschaft.

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5. Blair-Bewunderer

Ex-Labour-Chef Tony Blair ist in der eigenen Partei umstritten. Vor allem die Parteilinke hat ihm die Beteiligung Großbritanniens am Irakkrieg nicht verziehen. Starmer ist der erste Labour-Chef, der sich seitdem nicht deutlich auf Abstand zu Blair hielt. An Blairs 70. Geburtstag hielt er im kleinen Kreis eine Rede auf ihn, ließ sich im Wahlkampf auch von ehemaligen Vertrauten Blairs beraten. Starmer bewundert Blair für dessen entschlossenes Durchgreifen in der Partei in den Neunzigerjahren. Damals formte Blair die linke Labourpartei zu »New Labour«, die er mit einer marktfreundlicheren Ausrichtung zum Wahlsieg führte – und Premier wurde.

6. Illegaler Eisverkäufer

Während seiner Studienzeit geriet Starmer mit dem Gesetz in Konflikt – wenn auch nur kurz. Das hat Studienfreund John Murray über Starmer, der bekannt für seine Regeltreue ist, in einem Gespräch verraten.  Die beiden seien als Studierende an die französische Riviera gefahren, nachdem sie in einer Anzeige gelesen hatten, dass man dort Hunderte von Pfund mit dem Verkauf von Eis verdienen könne. Es stellte sich als falsch heraus. Und das Unterfangen als illegal. Während er festgenommen worden sei, sei Starmer glimpflicher davongekommen, so Murray. Lediglich Starmers Eiscreme sei beschlagnahmt worden.

7. Er ist kein Parteilinker

»Sie haben gewählt. Jetzt ist es an der Zeit für uns zu liefern«, sagte Starmer am Wahlabend. Was damit gemeint ist, ist nicht ganz klar. Denn Starmer hat Labour zwar als Vorsitzender laut eigener Aussage »auf Linie« gebracht und Parteilinke aus dem Machtzentrum entfernt – aber auf dem Weg dahin so viele politische Kehrtwenden hingelegt, dass es ihm den Spitznamen »Sir U-Turn« eingebracht hat.

Sein Wahlprogramm zeichnete sich besonders dadurch aus, dass es so wenig wie möglich Angriffsfläche bot. Starmer hat Labour von links in die Mitte geführt mit moderaten Policies, die konservative Wählerinnen und Wähler nicht verschrecken sollten. Er hat angekündigt, als Premier die Einwanderungszahlen zu senken. Starmer habe während seiner beruflichen und politischen Laufbahn vor allem eins gezeigt: Er handle im Interesse der Mächtigen und des britischen Staates, schreibt die »New York Times« .

8. Swiftie in der Downing Street

Starmer ist ein Swiftie – zumindest nutzte er Taylor Swift für den Wahlkampf. Mit seiner Frau und seinen Kindern besuchte er ein Konzert der »Eras Tour« im Londoner Wembleystadion und betitelte seinen Instagram-Post dazu mit »Swift Campaign Stop«. Seine Follower ließen sich nicht lange bitten und hatten die passenden Wortwitze parat. Sie kommentierten: »Change (Keir’s Version)«, »I Can Fix The Country (No Really I Can)« oder witzelten, dass Rishi Sunak ein »Cruel Summer« bevorsteht. Das Konzert bezeichnete Starmer als »absolut genial«. Sein Lieblingssong? »Aus gegebenem Anlass natürlich ›Change‹.« Veränderung war ein zentrales Thema der aktuellen Labour-Kampagne. Starmers aktueller musikalischer Favorit ist jedoch Rapper Stormzy.

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9. Freitags ist bei den Starmers Sabbat-Essen

Das Amt des Premierministers ist herausfordernd – und geht oft zulasten der Familie. Starmer ist verheiratet und hat zwei Kinder, die er so weit wie möglich aus der Öffentlichkeit heraushält. Seine Frau Victoria arbeitet im britischen Gesundheitswesen, dem National Health Service.

Sie ist jüdisch, weshalb Starmer hofft, dass er auch zukünftig den Freitagabend mit ihr verbringen kann, da die gemeinsamen Sabbat-Essen Familientradition sind. Konservative wollten Starmer daraus direkt einen Strick drehen, indem sie ihm unterstellten, er wolle ein »Teilzeit-Premierminister« sein.

10. Keine Scheu vor Schminke

Starmers Schwester Katy sagte, ihr Bruder habe früh erwachsen werden müssen, doch er sei auch ein Romantiker gewesen. Er liebe Mozart, Northern Soul – und als junger Mann auch Eyeliner. Den Kajalstift hat Starmer allerdings mittlerweile beiseitegelegt.

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