Der Juni gilt weltweit als »Pride Month« der LGBTQ-Community, der in Thailand in diesem Jahr besonders gefeiert wurde, wie hier in Bangkok. Denn Mitte Juni wurde die »Ehe für alle« beschlossen.
Sirsak Chaited, LGBTQ-Aktivist:
»Ich bin so glücklich, überglücklich! So so glücklich!«
Das neue Gesetz gewährt gleichgeschlechtlichen Paaren die gleichen Rechte wie einem verheirateten, heterosexuellen Paar, auch in Bezug auf Erbschaft und die Adoption von Kindern.
Mitte Juni gab der Senat dafür grünes Licht: 130 Mitglieder des Oberhauses stimmten für die Vorlage, 18 enthielten sich, vier stimmten dagegen. Das Unterhaus stimmte schon vor drei Monaten einem Gesetzesentwurf zu, der von einem Ausschuss ausgearbeitet wurde.
Plaifah Kyoka Shodladd, Ausschussmitglied:
»Für mich als 18-jährige nicht-binäre Jugendliche ist das ein wichtiger Schritt für die Gesellschaft und für unsere zukünftigen Kinder. Wir sind sehr stolz darauf, heute Geschichte zu schreiben. Die Liebe hat über Vorurteile gesiegt.«
Thailand ist das dritte Land Asiens, das gleichgeschlechtlichen Paaren eine Eheschließung ermöglicht. In Taiwan ist das seit 2019 möglich, in Nepal seit April dieses Jahres.
Künftig wird die Ehe als eine Partnerschaft zwischen zwei Personen ab 18 Jahren festgeschrieben, anstatt wie bisher nur zwischen einem Mann und einer Frau. Im neuen Gesetz fehlt eine Geschlechtsangabe.
»Beaut« und »An« sind seit vier Jahren ein Paar. Für die beiden Frauen bedeutet das Gesetz mehr als nur die Möglichkeit, ihre Partnerin zu heiraten und zum Beispiel finanzielle Vorteile zu haben.
Vorawan »Beaut« Ramwan, Krankenschwester:
»Früher hatte ich immer große Angst vor dem Älterwerden. Ich fühlte mich nicht sicher, weil ich nicht wusste, wie sich jemand um mich kümmern kann.«
Die beiden wollen heiraten, sobald das Gesetz in Kraft tritt.
Anticha »An« Sangchai, Dozentin:
»Wir haben schon lange darauf gewartet und wir glauben, dass es für uns einfacher sein wird, unser Leben richtig zu regeln. Wenn unsere Lebensweise gesetzlich offiziell anerkannt ist, fühlen wir uns gestärkt. Das gibt uns noch mehr Selbstvertrauen als vorher, weil wir jetzt neue Möglichkeiten sehen.«
Der Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter und um queere Rechte in Thailand ist damit jedoch noch nicht vorbei. Zwar regelt das beschlossene Gesetz die Ehe, doch nicht alle Forderungen der Aktivistinnen und Aktivisten wurden berücksichtigt.
Ann »Waaddao« Chumaporn, LGBTQ-Aktivistin:
»Was meiner Meinung nach fehlt, ist der Schutz der Familie durch die gesetzliche Anerkennung von Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern, also mit zwei Vätern oder Müttern und Kindern, um der LGBTQ-Community Chancen zu bieten. Denn in dem verabschiedeten Gesetz werden weiterhin die Begriffe ›Vater und Mutter‹ statt ›Eltern‹ verwendet. Ich bin also zu 80 Prozent zufrieden damit.«
Zwar gilt Thailand als eine der LGBTQ-freundlichsten Nationen Asiens, ein Großteil des mehrheitlich buddhistischen Landes ist jedoch konservativ eingestellt. Ein Recht auf Änderung des Geschlechtseintrags, wie es kürzlich in Deutschland beschlossen wurde, gibt es nicht. Aktivistinnen und Aktivisten fordern zudem den Zugang zu Leihmutterschaft für gleichgeschlechtliche Paare und eine Legalisierung von Sex-Arbeit.
Die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen sollen noch in diesem Jahr geschlossen werden können. Das Gesetz für die »Ehe für alle« muss nun noch von König Rama X. unterzeichnet werden. Seine Unterschrift gilt als Formsache.