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Mahnung von Oxfam Drei Prozent der G7-Militärausgaben könnten Hunger in der Welt beenden

Die Zeichen stehen weltweit auf Aufrüstung, gleichzeitig hungern viele Menschen. Die Hilfsorganisation Oxfam rechnet vor, wie sich das rasch ändern ließe.
Menschen in Ostkenia: Immer mehr Menschen von Hunger durch Dürre bedroht

Menschen in Ostkenia: Immer mehr Menschen von Hunger durch Dürre bedroht

Foto: TONY KARUMBA / AFP
Globale Gesellschaft

In Reportagen, Analysen, Fotos, Videos und Podcasts berichten wir weltweit über soziale Ungerechtigkeiten, gesellschaftliche Entwicklungen und vielversprechende Ansätze für die Lösung globaler Probleme.

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Kriege in Nahost und der Ukraine bei zugleich grotesk großen Verteidigungsetats: Weltweit werden Unsummen in Kriegsgerät investiert. Dabei könnte ein Teil dieses Geldes laut Oxfam weitaus sinnvoller eingesetzt werden. Die G7-Länder könnten nach Angaben der Hilfsorganisation mit 2,9 Prozent (35,7 Milliarden Dollar oder rund 33 Milliarden Euro) ihrer jährlichen Militärausgaben den Hunger in der Welt beenden.

Derzeit seien zusätzlich rund 31,7 Milliarden Dollar jährlich nötig, um den weltweiten Hunger zu beenden, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Oxfam-Analyse vor dem am Donnerstag in Italien beginnenden G7-Gipfel. Zudem müssten die G7-Länder den einkommensschwachen Ländern Schulden in Höhe von rund vier Milliarden US-Dollar erlassen, um diese zu entlasten, forderte die Organisation.

Stattdessen flössen täglich 291 Millionen US-Dollar an Schuldenrückzahlungen und Zinsen aus dem Globalen Süden an die G7, erklärte Oxfam weiter. Gleichzeitig schulden die G7-Länder den Ländern der Hilfsorganisation zufolge mit niedrigem und mittlerem Einkommen insgesamt 15 Billionen Dollar an zugesagter, aber nicht geleisteter Entwicklungsunterstützung sowie Unterstützung angesichts der Auswirkungen des Klimawandels.

Deutsche Kürzungen »absolut inakzeptabel«

»Die G7-Regierungen schaffen es, massiv in die Rüstung zu investieren, aber wenn es darum geht, den Hunger zu stoppen, sind sie plötzlich pleite«, erklärte Tobias Hauschild, Leiter Soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. »Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen geben inzwischen fast ein Drittel ihres Haushalts für den Schuldendienst aus – so viel wie für öffentliche Bildung, Gesundheitsversorgung und soziale Sicherung zusammen«, fügte er hinzu.

Die mächtigsten Industrienationen der Welt dürften die von Krieg, Inflation und Klimakrise gebeutelten Menschen jetzt nicht im Stich lassen, forderte Hauschild. Das gelte insbesondere auch für Deutschland: »Die derzeit geplanten Kürzungen im Bundeshaushalt 2025 bei Entwicklungszusammenarbeit und Humanitärer Hilfe sind absolut inakzeptabel«, gab Hauschild an.

Die Gruppe der sieben großen Industrienationen (G7) kommt ab Donnerstag im italienischen Borgo Egnazia zusammen. Dabei wird es vor allem um weitere Hilfen für die Ukraine gehen. Dafür sollen auch eingefrorene russische Vermögenswerte genutzt werden. Insgesamt haben die G7-Staaten zusammen rund 300 Milliarden Dollar an russischen Vermögenswerten eingefroren.

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Eine ausführliche FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

jok/AFP