IT-Trends 2024 Cloudflare blickt ins neue Jahr

Von mihriban Dincel 6 min Lesedauer

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Welche Themen rund um die IT werden uns im kommenden Jahr beschäftigen? Was wird 2024 immer wichtiger? Eine Einschätzung dazu geben vier Experten von Cloudflare, einem Anbieter von Connectivity Cloud, ab.

Vier Experten von Cloudflare geben einen Ausblick auf das Jahr 2024. Sie addressieren die Themen KI. Nachhaltigkeit, Entwicklung und Sicherheit.
Vier Experten von Cloudflare geben einen Ausblick auf das Jahr 2024. Sie addressieren die Themen KI. Nachhaltigkeit, Entwicklung und Sicherheit.
(Bild: Canva/KI-generiert)

Cloud/AI

Einschätzung von Rebecca Weekly, VP of Infrastructure Engineering bei Cloudflare:

1. Die Herausforderungen im Bereich der Supply Chain werden im Zeitalter der KI noch viel größer werden.

Mit dem zunehmenden Einsatz von KI werden die Probleme in der Supply Chain unüberwindbar werden – im Vergleich dazu wird die globale Supply-Chain-Krise im Jahr 2021 harmlos erscheinen. Unternehmen werden keine andere Wahl haben, als Software-Optimierungen vorzunehmen, die darauf abzielen, aufgabenorientierte Modelle aus Basismodellen zu trainieren. Nur so können sie den erforderlichen Rechenaufwand reduzieren und Lösungen mit geringerem Rechenaufwand realisierbar machen.

2. Nachdem der KI-Hype-Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat, wird Nachhaltigkeit wieder in den Mittelpunkt rücken.

Der KI-Hype-Zyklus hat die Nachhaltigkeitsbemühungen 2023 deutlich gebremst. Dieser Trend wird sich im kommenden Jahr nicht fortsetzen können. Die rasant steigende Nachfrage nach Rechenleistung und KI, globale Konflikte in Regionen, die Öl und Gas fördern, und unerwartete extreme Wetterereignisse werden die Stromkosten weiter in die Höhe treiben. Die Nachhaltigkeit muss wieder in den Mittelpunkt rücken. Dabei müssen wir uns – von Einzelpersonen bis hin zu Unternehmen – dafür einsetzen, den Stromverbrauch zu reduzieren, um Strom für andere in unseren Rechenzentren zu sparen und sicherzustellen, dass wir in den kommenden Jahren effizient skalieren können.

3. Es wird keine KI ohne Speicherung geben.

Ohne Daten für das Training und Inferencing gibt es keine KI. Wir müssen Informationen verschieben und speichern können, um Erkenntnisse zu gewinnen. Umso mehr deswegen, weil die größten Public Clouds nicht ausreichend GPUs haben, um die aktuelle Nachfrage zu decken. Darum ist es noch wichtiger geworden, seine eigenen Daten zu haben und zu verwalten, damit man die benötigte Rechenleistung dort findet, wo man sie braucht. Die Nachfrage nach Speicherplatz wird weiterhin stark zunehmen. Unternehmen werden nach effektiven, effizienten und verantwortungsvollen Möglichkeiten zur Datenspeicherung suchen, um den größtmöglichen Nutzen daraus zu ziehen und gleichzeitig die Einhaltung der immer strengeren Vorschriften sicherstellen zu können.

CIO/IT-Fachkräfte

Einschätzung von John Engates, Field CTO bei Cloudflare:

1. Werte Führungskräfte, hüten Sie sich vor Wissenslücken bei der KI. Ihre Produktivität und Ihr Gewinn stehen auf dem Spiel.

Die Kluft zwischen Unternehmen in Sachen KI-Kompetenz wird immer größer. Grund dafür ist, dass sich die Führungsetagen dafür entschieden haben, in KI zu investieren – oder sie zu ignorieren. Das Ergebnis? Eine neue Gruppe von Untätigen, die auf dem Status quo verharren, während die KI-versierten Unternehmen und ihre Teams mit effizienzsteigernden KI-Tools arbeiten und noch viel produktiver werden. Quer durch alle Branchen wird diese Diskrepanz jene Führungspersönlichkeiten und Marken stärken, die das schwierige wirtschaftliche Umfeld meistern und sich heute und in den kommenden Jahren als Marktführer behaupten werden.

2. Für Cloud-Anbieter, die ihre Kunden mit Lock-in-Effekten binden möchten, wird es ein böses Erwachen geben.

IT-Teams stehen durch schrumpfende Budgets und immer komplexere Cloud-Umgebungen unter Druck. Explodierende Cloud-Ausgaben können nicht länger ignoriert werden, da IT-Fachleute nun versuchen, Anbieter zu konsolidieren, wo immer dies möglich ist. Inmitten des Chaos in der Cloud werden Plattformen, die Konnektivität und Beobachtbarkeit fördern, ihre Konkurrenten ausstechen, während Clouds, die Daten auf ihren Plattformen gefangen halten, scheitern werden.

CSO/Security

Einschätzung von Grant Bourzikas, CSO bei Cloudflare:

1. Die Wissenslücke zwischen Sicherheitsexperten, die KI verstehen, und denen, die sie nicht verstehen, wird der wichtigste Grund dafür sein, dass sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Bedrohungsakteure verschiebt. Wir sollten uns nicht auf die Frage versteifen, ob der Einsatz von KI Angreifern einen Vorteil verschafft oder nicht. Viel wichtiger ist die Frage, ob die Sicherheitsverantwortlichen über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen bzw. ob sie die Zeit investieren, um sich weiterzubilden und zu lernen, wie sie sinnvoll mit den Potenzialen und Gefahren der größten technologischen Revolution aller Zeiten umgehen können. Nur wer das Konzeptionelle mit dem Konkreten verbinden kann, wird in der Lage sein, sich die Potenziale dieser Technologie zunutze zu machen und sich auch gegen sie zu verteidigen. Wenn es der Sicherheitsbranche nicht gelingt, die KI und ihre potenziellen bösartigen Anwendungsfälle einfach darzulegen, wird 2024 ein großartiges Jahr für Bedrohungsakteure werden.

2. Das KI-Wettrüsten wird offiziell beginnen. Zudem wird es zum ersten Datenverstoß bei einem KI-Modell kommen. Unternehmen aller Art sind aggressiv dabei, KI-Modelle zu implementieren und verwenden diese auch zunehmend für die Ausführung wichtiger Geschäftsfunktionen. KI steht auch hoch im Kurs, wenn es darum geht, sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Selbst die Wall Street belohnt Aktien von Unternehmen, die KI in ihren Geschäfts- und Quartalsberichten erwähnen, mit höheren Bewertungen und bestraft diejenigen, die dem technologischen Fortschritt scheinbar hinterherhinken. Wie jede für den Unternehmenserfolg maßgebliche Technologie wird auch KI zunehmend zum Ziel von Bedrohungsakteuren, die danach trachten, erheblichen Schaden anzurichten. Organisationen, die sich der KI-Revolution verschreiben, ohne ausreichende Vorsichtsmaßnahmen zu implementieren, werden leicht anfällig für Manipulationen und Datenverstöße bei KI-Modellen, die sich auf alle Bereiche und Branchen auswirken können: Von der Notfallversorgung in Krankenhäusern über Bankensysteme bis hin zu Stromnetzen und essenzielle Funktionen weiterer Betreiber kritischer Infrastruktur

3. KI kann man nur mit KI bekämpfen...sofern man die Grundlagen der KI bereits beherrscht.

Sich gegen KI zu verteidigen, bedeutet letztlich, sich gegen das gesamte indexierte menschliche Wissen zu verteidigen. Informationen werden heute um ein Vielfaches schneller und effizienter als je zuvor ausgetauscht. Sicherheitsexperten, die ihre Unternehmen im Zeitalter unbegrenzter Informationen schützen müssen, stehen vor nie dagewesenen Herausforderungen. Dabei konnte die Branche schon bisher selbst die einfachen Aufgaben nur mit Mühe lösen. Ein übermäßiger Einsatz von KI wird die neuen, komplexeren Sicherheitsprobleme also auch kaum lösen können. Manchmal kann man Angriffe eben am besten abwehren, indem man sich auf die grundlegenden Prinzipien der Erkennung und Abwehr besinnt.

4. 2024 wird eine weitere bahnbrechende Sicherheitstechnologie auf den Markt kommen: die Fähigkeit, den Einsatz von Deep Fakes in sozialen Netzwerken und modernen Medien zu erkennen und zu unterbinden. Ein zentrales Ziel von Bedrohungsakteuren ist es, das Vertrauen in Institutionen, Unternehmen und Medieninhalte zu untergraben. Dabei sind Deep Fakes eines der nützlichsten Werkzeuge, um dieses Ziel zu erreichen. Deep Fakes gibt es zwar schon seit Jahren, heutzutage sind sie jedoch realistischer als je zuvor. Ungeschulte Augen und Ohren können nicht erkennen, was gefälscht ist... und weil Deep Fakes immer realistischer werden, können selbst geübte Augen und Ohren Deep Fakes oftmals nicht erkennen.

5. 2024 steht für Kunden die Ausfallsicherheit ganz oben auf der Agenda. Das Internet ist zu einer Säule der kritischen Infrastruktur geworden und wird in diesem Jahr gefährlicher als je zuvor sein. Darum wird die Ausfallsicherheit 2024 das wichtigste Anliegen unserer Kunden sein. Angesichts der zunehmenden Anzahl von Zero-Days, Schwachstellen in gängiger Software, Problemen in der Supply Chain und Taktiken von Bedrohungsakteuren achten Unternehmen sehr genau darauf, mit welchen Schritten sie sich schützen können. Die verantwortungsvolle Offenlegung von Informationen ist eine wichtige Voraussetzung, um die Ausfallsicherheit zu gewährleisten – unabhängig davon, welche Prioritäten oder welchen Stil der CISO hat. Vorfälle wie Zero-Days lassen sich nicht einfach nach dem Motto „Patch einspielen, fertig“ abhandeln. 2024 werden die Sicherheitsverantwortlichen dazu übergehen, das Management von Vorfällen, Patches und die Weiterentwicklung des Sicherheitsschutzes als kontinuierliche Prozesse zu sehen. Abwehrmaßnahmen wie einzelne Patches für jede Variante einer Schwachstelle können das Risiko zwar verringern, aber niemals vollständig beseitigen.

Entwickler und Entwicklerinnen

Einschätzung von Rita Kozlov, Senior Product Director, Developer Platform, Cloudflare:

1. Auf Entwickler und Entwicklerinnen werden steigende KI-Rechnungen zukommen.

Angesichts der rasant zunehmenden Anzahl an KI-Experimenten werden auch die damit verbundenen Kosten stark ansteigen. Die Entwicklerteams werden für diese KI-Ausgaben geradestehen müssen; CFOs werden unbegrenzte und unvorhersehbare Kosten nicht mehr lange tolerieren. Der Druck wird steigen, die Rentabilität der Investitionen nachzuweisen. Jedes Entwicklerteam wird zukünftig auf Tools setzen müssen, die Einblicke, Leitlinien und Monitoring bieten, insbesondere bei Experimenten.

2. Werte Entwickler und Entwicklerinnen: Die von Ihnen gewählten KI-Tools werden Ihre Karriere bestimmen.

Frontend-Entwickler müssen ihre Rolle im Zeitalter der KI neu definieren.

Da künstliche Intelligenz immer besser programmieren kann, ist es wichtig, Kreativität und einzigartige Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Sollte das nicht gelingen, wird es immer weniger Stellen für Frontend-Entwickler geben und die Anzahl an nicht zu unterscheidenden, KI-generierten Webseiten rapide zunehmen. Bewährte Frameworks sind neueren gegenüber im Vorteil. Die Entscheidungen der Entwickler und Entwicklerinnen werden den Arbeitsmarkt prägen und die sich verändernden Entwicklungsprozesse beeinflussen.

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